Schultersteife
Das Schultergelenk ist in der Tiefe von einer Gelenkkapsel umgeben, die zur Bewegung und zur Stabilisierung des Gelenkes beiträgt. Die aktive Beweglichkeit ist abhängig von der umgebenden Muskulatur. Voraussetzung für die passive Beweglichkeit ist die Weite der Gelenkkapsel, die in der Achselhöhle eine geräumige Reservetasche bildet.
Wird das Schultergelenk wegen einer Verletzung ruhiggestellt, kommt es zu einer Verkürzung der Gelenkkapsel mit Einschränkung der Beweglichkeit. Es gibt jedoch auch innere Erkrankungen oder hormonelle Störungen, die zu einer Entzündung der Gelenkinnenhaut führen können. Wenn dabei die Kapsel völlig verklebt, kann es zu einer fast vollständigen Einsteifung des Gelenkes kommen. Man bezeichnet diesen Zustand dann als eine adhäsive Kapsulitis oder Frozen Shoulder (Abbildung 1). Davon zu unterscheiden sind Schultersteifen nach Verletzungen oder Schäden im Gelenk = sekundäre Schultersteife.

Adhäsive Kapsulitis/frozen shoulder/Schultersteife
Symptome
Die Erkrankung setzt meist ohne erinnerlichen Anlass, manchmal nach einer stärkeren Belastung oder leichten Gewalteinwirkung mit Schmerzen ein, die nach einigen Wochen von einer spürbaren Bewegungseinschränkung im Schultergelenk begleitet werden. In dieser „Einfrierphase“ können kleinste ungeplante Bewegungen zu starken Schmerzen führen. Nach Wochen bis Monaten bilden sich die Schmerzen zurück. Es verbleibt eine Bewegungseinschränkung im Schultergelenk. Die Prognose der Erkrankung ist günstig, die Symptome bilden sich in 3 Phasen nach einer Dauer von 6 Monaten bis zu 2 Jahren meistens zurück (Abbildung 2).
Diagnostik
Die typische Bewegungseinschränkung lässt sich durch die orthopädische Untersuchung zweifelsfrei feststellen. Durch Röntgenaufnahmen sollten ursächliche Erkrankungen, z.B. eine Arthrose oder eine Verkalkung ausgeschlossen werden. Ein MRT kann Hinweise auf eine strukturelle Schädigung im Gelenk geben (reaktive Schultersteife).
Behandlung
Anfangs können schmerz- und entzündungshemmende Medikamente die Beschwerden lindern und die Möglichkeiten für eine Krankengymnastik verbessern. Wichtig sind von Anfang an selbständige Bewegungs-, Dehnungs- und Muskelaufbauübungen im schmerzfreien Bereich. Bei starken Schmerzen kann ein orales Kortisonstufenschema zeitlich begrenzt für 25 Tage sinnvoll sein. Wenn nach Abklingen der Entzündung eine therapierefraktäre Bewegungseinschränkung im Schultergelenk verbleibt (<10% der Betroffenene), besteht die Möglichkeit einer arthroskopischen Operation.
Operation
Ein chirurgischer Eingriff ist nur selten erforderlich. Früher wurden eingesteifte Schultern gelegentlich durch ein „Durchbewegen in Narkose“ wieder beweglich gemacht.
Dieses Verfahren ist wegen der möglichen Schäden des Gelenkes verlassen worden. Die Notwendigkeit zu einer Spiegelung (Arthroskopie) ergibt sich bei unerträglich langen Verläufen in Phase III der Erkrankung (nach Abklingen der Entzündung). Bei dem Eingriff werden die entzündlichen Anteile der Gelenkkapsel entfernt. Anschließend erfolgt das Lösen der Verklebungen und ein Durchtrennen der Gelenkkapsel bis zu dem Punkt, an dem das Schultergelenk ohne Gewaltanwendung frei zu bewegen ist.
Nachbehandlung
Unmittelbar nach der Operation wird mit der Physiotherapie begonnen. Unter wirksamer Schmerzbehandlung werden aktive und passive Bewegungen durchgeführt; die Schulter wird auf einer motorisierten Bewegungsschiene 3x täglich 30 min durchbewegt. Der stationäre Aufenthalt dauert im Regelfall 2-3 Tage. Die Nachbehandlung wird anschließend ambulant durch den Orthopäden/Chirurgen am Heimatort übernommen. Krankengymnastik erfolgt nach einem festen Schema über einen Zeitraum von etwa 3 Monaten. Arbeitsunfähigkeit besteht in Abhängigkeit von der beruflichen Belastung bei normalem Verlauf über 3-6 Wochen.
Ergebnisse und Risiken
Durch die Operation kann bei über 90% der Patienten eine spürbare Verbesserung der Beweglichkeit erreicht werden.
Das Risiko einer Wiedereinsteifung besteht vor allem bei Diabetikern und beträgt insgesamt etwa 10%. In einzelnen Fällen bleibt eine meist wenig störende Bewegungseinschränkung zurück. Komplikationen der Operation (örtliche Entzündung, Gelenkinfektion oder eine Schädigung von Nerven- oder Blutgefäßen) sind selten - die Komplikationsrate liegt insgesamt bei etwa 5%.
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