Nervus-Ulnaris-Syndrom
Der Nervus ulnaris verläuft am Ellenbogen durch eine Engstelle am unteren Oberarm, dem Sulcus n. ulnaris. In diesem Bereich ist der Nerv sehr oberflächlich gelegen, was jeder schon einmal als „Musikantenknochen“ erfahren hat. Hier kann der Nerv durch Weichteile chronisch eingeengt werden, was zu Gefühlsstörungen mit Kribbeln oder Taubheit führt. Das Sulcus N. ulnaris – Syndrom (auch Kubitaltunnelsyndrom) stellt nach dem Karpaltunnelsyndrom das häufigsten Nervenengpasssyndrom an der oberen Extremität dar (Abbildung 1).

Nervus ulnaris Syndrom/Kubitaltunnelsyndrom
Symptome
Die Betroffenen berichten in der Frühphase der Erkrankung über gelegentliches „Einschlafen“ des Kleinfingers und der Außenseite des Ringfingers bei Beugung des Ellenbogens. Auch lokale Schmerzen bei Beugung des Ellenbogens mit Ausstrahlung in Richtung Kleinfinger sind typisch. Im fortgeschrittenen Stadium sind die sensiblen Ausfallerscheinungen dauerhaft vorhanden. Zusätzlich kommt es dann zu motorischen Einschränkungen z.B. der Fingerspreizung.
Diagnostik
Neben der Erhebung der Anamnese und der körperlichen Untersuchung kommt der neurologischen Diagnostik eine wesentliche Bedeutung für die Diagnose und Indikationsstellung des Kubitaltunnelsyndroms zu. Die elektroneurographische Untersuchung dient der Bestätigung der klinisch gestellten Diagnose und kann zur Verlaufsbeobachtung genutzt werden. An bildgebenden Verfahren haben die Neurosonographie und die Neuro-Magnetresonanztomographie in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Behandlung
Nach fehlgeschlagener konservativer Therapie mit persistierenden Schmerzen im Autonomgebiet des N. ulnaris, bei sensomotorischen Ausfallerscheinungen des N. ulnaris und/oder bei pathologischer Verlängerung der Nervenleitgeschwindigkeit des N. ulnaris besteht eine Indikation zur operativen Therapie des Kubitaltunnelsyndroms.
Operation
Das Ziel der Operation ist es, den Nerv aus seinen Einengungen zu befreien (sog. Dekompression). Hierzu wird der Nerv oberhalb des Ellenbogens aufgesucht und die einengenden Strukturen werden durchtrennt (Abbildung 2). Bei ausgeprägten Verwachsungen z.B. im Rahmen einer Revisionsoperation kann der Nerv nach beugeseitig verlagert und dort in einem Bett aus subkutanem Fettgewebe eingebettet werden.
Nachbehandlung
Zweiwöchige Schonung und vorsichtiges Mobilisieren sind wichtig für eine gute Heilung. Arbeitsfähigkeit besteht nach 2-6 Wochen, je nach Schwere der Belastung des Arms. Die Rückkehr des Gefühls oder der motorischen Funktion hängt von der Dauer der präoperativen Beschwerden ab und kann sich über mehrere Monate erstrecken. Begleitend ist eine Ergotherapie essenziell.
Ergebnisse und Risiken
Das klinische Ergebnis hängt maßgeblich vom Ausmaß der Vorschädigung ab. Bei bereits länger bestehenden Muskelatrophien der kleinen Handmuskeln bleiben häufig Residuen bestehen. Die vorhandenen Paresen können sich nach erfolgter Dekompression des N. ulnaris in einem Zeitraum bis 24 Monate postoperativ bessern. Weitere negative Einflussfaktoren hinsichtlich des klinischen Ergebnisses stellen Alter, Rauchen, und eine sonografisch nachgewiesene Verdickung des N. ulnaris dar. Die Rezidivrate nach offener Dekompression wird in der Literatur mit ca. 12% angegeben.
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