Bereits zum 8. Mal fand in den Räumlichkeiten der adVAKADEMIE in Eppelheim das Update des Deutschen Gelenkzentrums Heidelberg statt. Mehr als 80 Teilnehmende sind der Einladung gefolgt und konnten neueste Entwicklungen im Bereich der Gelenkchirurgie in Vorträgen aufnehmen. In Zweierteams haben sich die Gelenkspezialisten unterschiedlichen Körperregionen gewidmet.
Komplexe Fälle aus der Hüftchirurgie wurden von Prof. Dr. Sebastien Hagmann und Prof. Dr. Rudi Bitsch vorgestellt. Gelenkerhaltende Therapieoptionen werden insbesondere bei jungen Patienten*innen bevorzugt. Ein entscheidender Faktor für das zu erwartende Ergebnis liegt im Zustand des Gelenkknorpels. Bei Knorpelschäden, die zweit- oder höhergradig vorhanden sind, kommt es zu schlechteren Ergebnissen und der Gelenkersatz wird früher notwendig. Auch für junge Menschen gibt es in diesen Fällen besondere Gelenkersatzmodelle, die die Lebensqualität erheblich verbessern können.
In einem von Prof. Dr. Markus Loew sehr unterhaltsam moderierten Schlagabtausch ging es im Anschluß um konservative oder operative Maßnahmen bei Erkrankungen des Schultergelenkes. Prof. Dr. Marc Schnetzke und Dr. Sven Lichtenberg stellten im Rollenspiel Kriterien für und gegen eine frühzeitige operative Intervention bei Schulterluxation, Rotatorenmanschettenruptur und Humeruskopffraktur gegenüber. Dem jungen sportlich aktiven Patienten mit erstmaliger Schulterluxation wird eher zum frühzeitigen operativen Vorgehen geraten, der mittelalte Patient mit Rotatorenmanschettenruptur kann häufig zunächst für 6 Wochen konservativ behandelt werden und bei unbefriedigender Situation dann dem Operateur vorgestellt werden. Eine Mehrfragmentfraktur im Humeruskopf sollte eher frühzeitig dem rekonstruktionserfahrenen Spezialisten zugeführt werden, da in vielen Fällen ein Gelenkerhalt zu guten Ergebnissen führt und ein frühzeitiger Gelenkersatz vermieden werden kann.
Nach einer Pause, in der sich die Teilnehmenden stärken und einen Rundgang durch die Industrieausstellung vornehmen konnten, präsentierten Dr. Gregor Berrsche und Prof. Dr. Holger Schmitt, der wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung, moderne Therapieoptionen bei Verletzungen des vorderen Kreuzbandes und bei Knorpelschäden. Wesentliche Faktoren bei der Beurteilung zur Notwendigkeit einer operativen Maßnahme bei vorderer Kreuzbandruptur sind das Ausmaß der Instabilität, das Vorhandensein von Begleitverletzungen und der körperliche Anspruch des Betroffenen. Der Erhalt der Kreuzbandstrukturen in der operativen Versorgung nimmt zunehmend einen besonderen Stellenwert ein. Rekonstruierende Maßnahmen bei lokalen Knorpelschäden können in den meisten Fällen zu guten Langzeitergebnissen führen. Neuartige Knorpelersatzmaterialien bei mittelgroßen Knorpeldefekten wurden vorgestellt, um wenn möglich das Erforderlichwerden eines Gelenkersatzes zu verzögern. Der kombinierte Ersatz eines Gelenkabschnittes (Schlittenprothese) mit einer stabilisierenden Maßnahme (vordere Kreuzbandplastik) bietet sich bei jungen Patienten*innen mit einseitiger Arthrose und instabiler Kreuzbandsituation an.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war zum Abschluß der Überraschungsgast aus dem Hochleistungssport. Auf sehr sympathische Art präsentierte Elisabeth Seitz, Europameisterin am Stufenbarren 2022 und dreifache Olympiateilnehmerin im Kunstturnen, Etappen ihrer beeindruckenden Karriere und stand danach zahlreichen Fragen Rede und Antwort. Der Riß der Achillessehne im September 2023 knapp acht Monate vor den anstehenden Qualifikationswettkämpfen zur Olympiade 2024, die sich anschließende operative Versorgung in der ATOS Klinik Heidelberg, Elisabeths beeindruckende Disziplin und die konsequente perfekte Betreuung im großen Team machten es möglich, an diesen Wettkämpfen erfolgreich teilzunehmen. Nur knapp wurde die aktive Olympiateilnahme als Athletin verpasst, eine wertvolle Erfahrung als Moderatorin bei der Fernsehübertragung der öffentlich- rechtlichen Sender waren ein entsprechender Ersatz. 2025 stehen Europameisterschaften in Leipzig an und Elisabeth wird sich in den nächsten Monaten entsprechend vorbereiten. Unter großem Applaus wurde sie verabschiedet und die Teilnehmenden begaben sich nach diesem bewegenden Abschluß auf den Nachhauseweg. Auch im November 2025 wird das Deutsche Gelenkzentrum Heidelberg zur 9. Auflage einladen.
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