Morbus Perthes

Der Morbus Perthes ist eine der häufigsten Erkrankungen der Hüfte im Kindesalter und betrifft vorwiegend Kinder im Alter von 4-8 Jahren, wobei Jungen etwa fünf Mal häufiger betroffen sind als Mädchen. Die Erkrankung tritt meist einseitig auf, kann jedoch in ca. 12% der Betroffenen auch beidseits auftreten. Typischerweise durchläuft der Hüftkopf verschiedene Stadien, meistens über einen Zeitraum von 2-5 Jahren.

Die Erkrankung beginnt mit einem Absterben des Knochens, am ehesten bedingt durch eine Minderdurchblutung (avaskuläre Nekrose). Betroffene Kinder fallen zunächst mit ein- oder beidseitigen Hüft- und/oder Knieschmerzen auf, wobei die Erkrankung im Anfangsstadium im Röntgen zunächst nicht erfasst werden kann.

  • Stadium 1: Erstbeschwerden; in der Regel nicht im Röntgen erfassbar
  • Stadium 2: Kondensationsstadium; Verdichtung des Hüftkopfkernes im Röntgen
  • Stadium 3: Fragmentationsstadium; Auflösung des Hüftkopfes in mehrere Teile
  • Stadium 4: Reparationsstadium; Wiederaufbau des Hüftkopfes
  • Stadium 5: Ausheilungsstadium; der Knochen wird wieder durchblutet und baut sich auf

Symptome

Im Stadium 2 bis 4 kann sich der Hüftkopf verformen und abflachen. Dies kann im kurzfristigen Verlauf zu einer Einschränkung der Beweglichkeit und Schmerzen führen, im langfristigen Verlauf kann sich eine Hüftgelenksarthrose (Gelenkverschleiß) der Hüfte entwickeln. Ziel der Behandlung ist der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines kongruenten (übereinstimmenden/ passenden) Hüftgelenks mit kugelförmigem Hüftkopf. Etwa 60% der Patienten können ohne Operation behandelt werden.

Diagnostik

Zur Diagnostik dienen Röntgenbilder, die den Verlauf der Erkrankung dokumentieren, sowie in aller Regel auch eine Magnetresonanztomographie.

Behandlung

Die konservative (nicht-operative) Therapie beinhaltet unter anderem:

Medikamentöse Therapie
Die einzigen bewährten Medikamente sind Analgetika (Schmerzmittel, bspw. Ibuprofen), die bei Bedarf eingesetzt werden können.

Physiotherapie
Die Verbesserung/ der Erhalt der Hüftgelenksbeweglichkeit ist während der gesamten Erkrankung von entscheidender Bedeutung.

Hilfsmittel
Entlastende Orthesen sind Hilfsmittel, die heute für die Behandlung des Morbus Perthes als obsolet gelten. Gehstützen sowie ein Hüftabspreizkeil zur Nacht können bei Bedarf (Beschwerden) verwendet werden.

Belastung
Schmerzadaptierte Belastung ist erlaubt, dabei können Gehstützen hilfreich sein. Sportarten mit höherer Belastung sollten entsprechend vermieden werden (keine Sprungsportarten, kein Fußball, oder Kampfsport. Schwimmen und Radfahren ist erlaubt).

Operation

Bei Patienten, bei denen die o.g. nicht-operativen Maßnahmen nicht ausreichend sind (etwa 40%), kann eine operative Therapie notwendig sein. Diese umfasst eventuell eine oder mehrerer der folgenden Maßnahmen. Hier sind nur häufigeren Eingriffe aufgelistet:

Intertrochantäre (Derotations) Varisationsosteotomie
Umstellung des Schenkelhalses relativ zum Schaft und Verkleinerung des Winkels zwischen beiden, damit der Kopf besser in die Pfanne eintaucht. Ziel ist ein kugelförmiges Ausheilen des Kopfes.Becken-

Triple-Osteotomie
Die Hüftgelenkspfanne wird über 3 Knochenschnitte vom restlichen Becken gelöst und dann über den Hüftkopf geschwenkt. Dieser Eingriff ermöglicht eine bessere Überdachung des Hüftkopfes durch die Hüftgelenkspfanne.

Adduktorentenotomie
Verlängerung der Hüftanspreiz-Muskeln, die sich mit der Zeit verkürzen können, damit die Hüft-Abspreizung besser erreicht werden kann.

Chirurgische Hüftluxation
Ausrenken des Hüftgelenks, um Deformitäten im Gelenk, am Kopf, am Schenkelhals oder am Trochanter major (großer Rollhügel, an dem die Gesäßmuskeln ansetzen) zu korrigieren.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung richtet sich nach der jeweiligen Therapie. Bei nicht knöchernen Eingriffen ist in der Regel keine längere Entlastung notwendig, bei den knöchernen Verfahren (Osteotomien des Oberschenkelknochens und oder des Beckens, chirurgische Hüftluxation) sind Ent- oder Teilbelastungsphasen notwendig, die sich unter anderem am Alter des Kindes orientieren. Das implantierte Metall, das zunächst bis zum Ausheilen des Knochens stabilisiert, sollte in aller Regel nach einem Jahr entfernt werden.