Hallux valgus

Der Hallux valgus ist eine der häufigsten Veränderungen am Fuß. Er betrifft hauptsächlich Frauen, und ist eng mit dem so genannten Spreizfuß verbunden. Aufgrund der besonderen Zugverhältnisse der Sehnen entwickelt sich ein Hallux valgus immer weiter, d.h. er nimmt über die Jahre eher zu. Bestehen Beschwerden, und ist die konservative Therapie ausgereizt, kann eine Operation notwendig werden.

Verschwiegen wird oft, dass es nach Hallux-valgus-Operationen häufig zu Unzufriedenheiten kommt. Das hängt zum einen an der besonderen Bedeutung des Fußes für unser tägliches Leben. Eine Umstellung der Anatomie des Vorfußes braucht Zeit für die Gewöhnung. Zum anderen werden aber auch falsche Erwartungen geweckt, was die Heilung anbetrifft. Das hat sich auch mit der so genannten minimal-invasiven Hallux valgus-Chirurgie nachweislich nicht wesentlich geändert.

Symptome

Der Hallux valgus wird durch seine Form auffällig. Durch ein Auseinanderweichen des ersten und zweiten Mittelfußknochens gerät das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens aus der Mittellinie. Durch Zugkräfte von Sehnen, die am großen Zeh ansetzen, wird dieser im Grundgelenk nach außen gezogen, wodurch die sichtbare X-Stellung (Hallux valgus) entsteht. Allerdings entwickelt sich nicht nur eine Fehlstellung in dieser Ebene, sondern in allen drei Raumebenen (vor allem die Drehung ist mitunter recht deutlich). Aufgrund dieser Veränderungen können Beschwerden am innersten Aspekt des Großzehengrundgelenkes an der sogenannten Pseudoexostose entstehen. Hier handelt es sich um den Versuch des Körpers, den Druck im Schuh an dieser Stelle durch eine Verbreiterung des Knochens abzupuffern. Häufig ist diese Stelle auch rot und schmerzhaft. Außerdem können durch die Fehlbelastung Schmerzen im Gelenk bestehen, und außerdem an erster und zweiter Zehe, weil diese sich berühren. Auch Fehlstellungen der 2. Zehe und Mittelfußschmerzen in diesem Bereich können auf den Hallux valgus zurückzuführen sein.

Diagnostik

Die Diagnose eines Hallux valgus wird klinisch gestellt. Röntgenbilder des Fußes im Stehen helfen, die Fehlstellung einzuordnen, mit Hilfe von speziellen Winkeln. Gerade auch beim Vorliegen von anderen Fußfehlstellung (z.B. Knickplattfuß, in dessen Folge es zum so genannten sekundären Hallux valgus kommen kann), sind die Röntgenbilder wichtig. Bei schwereren Formen und Gelenkschmerzen können die Digitale Volumentomographie (DVT) oder Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) wichtige Informationen liefern. Eine Pedobarographie, also die graphische Darstellung der Belastungsverhältnisse am Fuß, kann ebenfalls hilfreich sein.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach Schwere der Fehlstellung, und nach den Beschwerden. Grundsätzlich muss ein beschwerdefreier Hallux valgus nicht zwingend behandelt werden, man sollte aber über das Fortschreiten der Fehlstellung, und mögliche sekundäre Veränderungen (Knorpelschaden, Arthrose des Großzehengrundgelenkes, etc.) aufklären. Zum Beginn der Hallux valgus-Behandlung können Physiotherapie (mit dem Erlernen spezieller Übungen), Silikonspreizer, eine Einlagenversorgung und so genannte Hallux valgus-Schienen zur Anwendung kommen. Während die Physiotherapie mit Kräftigung dem Hallux valgus entgegen wirkender Muskeln eine gewisse Rolle beim Aufhalten eines Fortschritts zugesagt werden kann, gilt dies nicht in gleicher Form für die Hallux valgus-Schienen. Zwar können diese mitunter die Beschwerden lindern, anders als bei Kindern, wo die Schienen eine Veränderung durch Wachstum bedingen können, ist bei Erwachsenen aber kein Rückgang der Fehlstellung zu erwarten. Wenn alle konservativen Maßnahmen (hier sind nur die häufigsten angeführt) nicht mehr greifen, und der Patient eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität bemerkt, kann eine Operation notwendig werden.

Operation

Die operative Therapie des Hallux valgus ist eine Wissenschaft für sich, über 200 verschiedene Verfahren wurden bis heute beschrieben. Allen gemein ist eine Korrektur der Fehlstellung und der Gelenkstellung, in der Regel in allen drei Raumebenen (hier kann es Unterschiede in der Eignung der Methoden geben). Einige Aspekte der Operation lassen sich nicht hundertprozentig vorhersagen, insbesondere bei schweren Deformitäten. Es existiert eine Leitlinie zum Hallux valgus, auf die hier verwiesen werden soll.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung richtet sich nach der operativen Methode, die angewendet wurde. In der Regel ist mindestens eine Teilbelastung nach den meisten Eingriffen erlaubt. Wegen der postoperativen Schwellung ist eine Lymphdrainage häufig hilfreich, außerdem kommt Physiotherapie zur Anwendung. Aufgrund der in der Regel erforderlichen Kapselplastik ist eine Schiene zum Halten der Weichteilspannung postoperativ sinnvoll. Bei den Hallux valgus Operationen handelt es sich mit wenigen Ausnahmen um knöcherne Eingriffe, die entsprechend Zeit zum Heilen brauchen. Unrealistische Erwartungen, was die Rehabilitationszeit anbetrifft, können zu Unzufriedenheit führen. Mit etwas drei Monaten Rekonvaleszenz bis zu einer Wiederaufnahme sportlicher Betätigung sollte gerechnet werden.

Ergebnisse und Risiken

Insgesamt sind die Ergebnisse der Hallux valgus Operation gut. Die Tatsache, dass diese Art von Operationen allerdings zu Unzufriedenheit führen können, ist durch zwei Faktoren erklärbar. Zum einen ist der Zeitpunkt der Operation möglicherweise entscheidend. Ist die Lebensqualität des Patienten noch nicht sehr eingeschränkt, wird die Operation und die damit verbundene Einschränkung erst einmal zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Situation führen, insbesondere, wenn falsche Erwartungen geweckt werden. Zum anderen sorgen Aussagen wie „in 6 Wochen können Sie wieder joggen gehen“ für Verunsicherung, wenn diese Versprechen (erwartbar) nicht eingehalten werden können. Der Patient denkt dann, es läuft etwas schief. Bei korrekter Kommunikation und realistischer Einschätzung sind gute Ergebnisse zu erwarten. Die häufigsten Risiken sind ein Nichtverheilen der Knochen, Bewegungseinschränkungen, das Wiederkehren des Hallux valgus, und Wundheilungsstörungen. Alle diese Risiken können als selten eingeschätzt werden.