Arthrose Info Hüftgelenk (Coxarthrose)

Liebe Besucherin, lieber Besucher,

herzlich willkommen auf meiner Informations-Seite zum Thema Coxarthrose (Arthrose Hüfte) und Hüftendoprothetik!

Zuerst möchte ich als Hüftspezialist gerne die am häufigsten gestellten Fragen meiner Patienten beantworten und Ihnen danach einen ersten Einblick in die Behandlungsmöglichkeiten bei Coxarthrose geben.

Durch meine Begeisterung für Sport, Biomechanik und Technik sowie das eigene Gesundheitsbewusstsein entschied ich mich vor vielen Jahren Medizin zu studieren und Orthopäde zu werden und habe es bisher nicht bereut. Es bereitet mir besondere Freude die Mobilität, Funktion und Schmerzfreiheit des Bewegungsapparates wiederherzustellen und meine Patienten optimal zu versorgen.

Dabei ist es mir sehr wichtig, Sie individuell, fachkompetent, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft sowie in einer guten und freundlichen Atmosphäre zu behandeln.

Ich freue mich sehr von Ihnen zu hören! Rufen Sie einfach an oder schicken Sie eine E-Mail:

Prof. Dr. med. Rudi Georg Bitsch
Arzt, Orthopäde & Unfallchirurg

DEUTSCHES GELENKZENTRUM in der ATOS Klinik Heidelberg
Bismarckstr. 9-15, 69115 Heidelberg

Tel.: 06221 983-180
Fax: 06221 983-189
gelenkzentrum@atos.de

Zementfreie Hüftprothese
Zementfreie Hüftprothese

Häufig gestellte Fragen meiner Patienten zur Coxarthrose

Wo treten Hüftschmerzen auf?

Der klassische Hüftgelenksschmerz tritt direkt über dem Gelenk in der Leistengegend auf und ist bewegungs- und belastungsabhängig. Weiterhin können Hüftschmerzen in das Knie ausstrahlen und seitlich des Beckens oder in der Gesäßregion (Regio glutea, Regio glutealis, Glutealregion) vorkommen.

Bitte verwechseln Sie Hüftgelenksschmerzen, die vor allem bei endgradigen Gelenkbewegungen auftreten nicht mit vom Rücken in das Bein ausstrahlenden Wirbelsäulenbeschwerden, die durch Druck oder Dehnung einer Nervenwurzel bei Wirbelsäulenbelastungen ausgelöst werden. Im Zweifel hilft eine ärztliche Untersuchung bei der Unterscheidung.

Wo liegt das Hüftgelenk und wo wird der Arthrose_Schmerz hauptsächlich empfunden?

Schematisierte Abbildung des gesunden Hüftgelenks ohne umgebende Weichteile

 

Wo befindet sich der Oberschenkelhals?

Der Oberschenkelhals (Collum femoris) befindet sich zwischen dem Hüftkopf (Caput femoris – dem oberschenkelseitigen Anteil des Hüftgelenks) und dem großen Rollhügel (Trochanter major) des Oberschenkelknochens (Femur).

Wenn Sie seitlich vorne an Ihren Unterbauch und seitlich oben an Ihren Oberschenkel tasten können Sie in der Regel den Beckenkamm und den großen Rollhügel als anatomische Landmarken der Hüfte fühlen. Zwischen Beckenkamm und dem großen Rollhügel liegt das Hüftgelenk und der Schenkelhals. Mehr dazu unter Anatomie.

Wo liegt der Schenkelhals und welche anatomischen Landmarken können normalerweise durch die Haut getastet werden?

Wann wurde das erste Mal ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt?

In den 1920er Jahren erfolgte der Beginn der Gelenkersatzoperationen des Hüftgelenks, als Hey-Groves erstmalig versuchte, den Hüftkopf mit einem Elfenbeinimplantat zu ersetzen. 1923 implantierte Smith-Petersen eine Glasschale in das Hüftgelenk. Die erste Hüft-Totalprothese, die die Hüftgelenkspfanne mit einbezog, wurde 1938 von Philip Wiles implantiert. Es folgten 1943 Austin Moore und 1946 die Gebrüder Judet, die den Hüftkopf durch Plexiglas ersetzten.

Die erste längerfristig funktionierende Hüft-Totalendoprothese aus rostfreiem Stahl geht auf G. K. Mc Kee im Jahr 1951 zurück. Sir John Charnley kombinierte 1959 einen kleinen Metallkopf zunächst mit einer Teflon- und dann mit einer Polyethylen-Pfanne. Wegen der sehr guten Ergebnisse, der von ihm entwickelten zementierten Verankerung, hat sich diese bis heute erhalten.

Sir John Charnley (* 29. August 1911 in Bury, Lancashire, GB; † 5. August 1982)

Wie gefährlich ist eine Hüftoperation?

Die Risiken bei endoprothetischen Operationen sind insgesamt gering und liegen im unteren Prozentbereich – zu diesen gehören jedoch: Infektionen, Thrombosen, Embolien, Nervenschäden, Nachblutungen (Hämatom), Beinlängenunterschiede und Ausrenken des Gelenkes (Luxation), Knochenbrüche (periprothetische Fraktur), Verkalkungen der Weichteile (heterotope Ossifikation), selten eine Persistenz der Beschwerden und in sehr seltenen Fällen Unverträglichkeitsreaktionen im Gewebe.

Eine Reihe von Faktoren beeinflusst den Behandlungserfolg von Gelenkersatzoperationen, dazu gehören Alter, Körpergewicht, Geschlecht, Arthrosegrad, Funktionsstatus und Begleiterkrankungen weiterhin spielen Persönlichkeitsmerkmale und die Erwartungen des Patienten eine Rolle.

Im Jahr 2017 wurden im Deutschen Endoprothesenregister 140.871 Erstimplantationen am Hüftgelenk dokumentiert. Im gleichen Zeitraum wurden 16.453 Folgeeingriffe, meist bei Patienten mit schon länger zurückliegenden Prothesenimplantationen, durchgeführt. Die häufigsten Gründe für diese Folgeoperationen waren Implantatlockerungen, Infektionen, Ausrenkungen (Luxationen), Knochenbrüche (periprothetische Frakturen) und der Implantatverschleiß.

Heterotope Ossifikationen nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese ohne Einschränkungen für den Patienten im Alltag

Wie lange dauert eine Hüftoperation?

Die Hüftgelenksersatzoperation dauert normalerweise ungefähr eine Stunde, wobei nicht die Zeit, sondern eine gute und schonende (minimalinvasive) Operationstechnik entscheidend ist und die Zeit stark von den Krankheitsmerkmalen abhängt, so können z.B. bei einem Zustand nach Voroperationen, anatomischen Besonderheiten (z.B. Dysplasie), sehr steifen Gelenkverhältnissen oder übergewichtigen Patienten längere Operationszeiten resultieren.

Demonstrationsmodell der Implantation eines Hüftprothesensystems (Corail®-Hüftschaft und Pinnacle®-Hüftpfanne)

Was ist das beste Material?

Die zementfreien Prothesenschäfte bestehen in der Regel aus Titanlegierungen mit einer Oberflächenaufrauhung bzw. -beschichtung zur Unterstützung des Knochen-Anwachsens (Osseointegration). Die zementierten Prothesenschäfte sind normalerweise aus glattem metallischem Stahl (Kobalt-Chrom-Legierung) hergestellt.

Wichtiger als das Material der Prothese selbst ist jedoch das Material der sogenannten Gleitpaarung, darunter versteht man die sich gegeneinander bewegenden Prothesenteile – Hüftkopf und Pfanne bzw. Pfannen-Inlay. Hier stehen als Materialien Keramik, Polyethylen und Metall zur Verfügung.

Den Patienten in meiner Sprechstunde rate ich in der Regel zur Keramik (Inlay)-Keramik (Kopf) Gleitpaarung. Bei nicht vermeidbaren, berufsbedingten, dynamischen Stoßbelastungen des Hüftgelenks, wie z.B. bei Einsatzkräften, Sportlern, Maschinenführern oder starker körperlicher Arbeit empfehle ich in Einzelfällen auch den Umstieg auf ein Inlay aus hochvernetztem besonders abriebfestem Polyethylen und einem Keramikkopf.

In meiner Praxis werden nur Prothesen mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen in den großen Prothesenregistern verwendet. Es besteht keine Bindung zu einer der Herstellerfirmen.

Modularer Aufbau einer Kurzschaftprothese mit Keramik-Keramik Gleitpaarung (NANOS® Schenkelhalsprothese und R3®-Pfanne)

Was ist eine Duokopfprothese?

Überraschend häufig tritt im Internet der Begriff der Duokopf-Prothese auf, darunter versteht man ein Implantat, das häufig zur möglichst schonenden Versorgung von Knochenbrüchen (Schenkelhalsfrakturen) im hohen Alter verwendet wird. In meiner Praxis findet es aufgrund des geringen Patientenkomforts bei körperlicher Aktivität normalerweise keine Anwendung.

Die Duokopfprothese des Hüftgelenkes ist eine Teil-Prothese (Hemiprothese), die normalerweise aus einem zementierten Prothesen-Schaft und einem bipolaren Hüftkopf besteht. Die natürliche Pfanne (Acetabulum) im Beckenknochen (Pelvis) wird belassen und nicht wie bei der Totalendoprothese durch eine Implantat-Pfanne ersetzt

Der bipolare Hüftkopf (Duokopf) hat einen zweiteiligen Aufbau, er besteht aus einem inneren Kugelkopf und einer darauf beweglich fixierten, drehbaren Außenschale. Diese bewegliche Außenschale bildet (artikuliert) mit der natürlichen Hüftpfanne das „neue Gelenk“.

Axiales Röntgenbild einer zementierten Duokopfprothese des rechten Hüftgelenkes nach dislozierter Schenkelhalsfraktur

Wie lange hält ein neues Hüftgelenk?

In den großen Prothesenregistern (EPRD) sind Wechselraten der Hüftprothesen von 5-10% nach 15 Jahren Standzeit dokumentiert.

Das bedeutet, dass nach 15 Jahren noch 90-95% der Prothesen im Körper funktionieren.

Logo des deutschen Endoprothesenregisters

Wie lange dauern Krankhausaufenthalte und Reha nach einer Hüftoperation?

Der Krankenhausaufenthalt nach Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks dauert in der Regel 5 bis 7 Tage. Die Entlassung erfolgt nicht nach festen Fristen, sondern abhängig von bestimmten medizinischen und funktionellen Kriterien. Sind diese erfüllt, sind auf Ihren Wunsch auch frühere Entlassungen möglich. Sehr gerne können Sie bei uns auch länger die Vorzüge unserer hervorragenden Stationspflege, unseres Rehabilitationsteams und der „Rundum-Sorglos Versorgung“ in der ATOS Klinik in Anspruch nehmen.

In der Regel schließt sich eine dreiwöchige Rehabilitation an, die ambulant oder stationär geplant werden kann. Das Ziel dieser Phase ist es, die durch die Arthrose vor der Operation verursachten Defizite der Muskelkraft und Beweglichkeit wieder aufzutrainieren sowie Schonhaltung und Gangbild zu normalisieren.

Krankengymnastik am Gerät (KGG) in unserer ambulanten Reha-Abteilung im Haus „Reha an der ATOS“

Behandeln Sie nur Privatpatienten?

Das Deutsche Gelenkzentrum in der ATOS Klinik steht allen Patienten offen!

Eine Operation direkt in der ATOS Klinik in Heidelberg ist jedoch aus Gründen der Abrechnung nur für Privatpatienten möglich.

Bei Kassenpatienten besteht die Möglichkeit, die Operation in einem anderen städtischen Krankenhaus von mir durchführen zu lassen. Die medizinische und pflegerische Versorgung entspricht in jedem Fall dem Standard eines zertifizierten Endoprothesen-Zentrums mit Behandlungsrichtlinien auf dem neuesten Stand.

In diesem Fall müssten Sie lediglich die einmalige Untersuchung und Vorbereitung der Operation hier in unserer Praxis als Selbstzahler tragen (je nach Umfang der Röntgendiagnostik zwischen 60-120 Euro).

Weitere Einzelheiten klären wir gerne in einem persönlichen Gespräch.

Schemabild (links) und Röntgenbild (rechts) eines Hüftprothesensystems (Corail®-Hüftschaft und Pinnacle®-Hüftpfanne)

Professor Bitsch erklärt die Coxarthrose

Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) ist ein nahezu kugelförmiges Gelenk (Nussgelenk) und das zweitgrößte Gelenk des Menschen. Es verbindet Oberschenkelknochen (Femur) und Becken (Pelvis). Es spielt bei vielen alltäglichen Aktivitäten eine Rolle, so ist es besonders für das Gehen und Stehen wichtig.

Anatomie des Hüftgelenks: Wie ist das Hüftgelenk aufgebaut?

Das Hüftgelenk besteht aus dem Hüftkopf des Oberschenkelknochens (Caput femoris) und der knöchernen Hüftpfanne (Acetabulum) des Beckens. Beide Gelenkpartner sind von Gelenkknorpel (nahezu transparentes, hyalines Stütz- und Gleitgewebe) bedeckt.

Das Hüftgelenk wird von einer sehr stabilen Gelenkkapsel umhüllt, die zusätzlich von mehreren Bändern verstärkt wird. Am Rand der knöchernen Pfanne (Acetabulum) befindet sich eine halbmondförmige Faserknorpel-Lippe, das Labrum (Labrum acetabuli oder Limbus acetabuli), das den Gelenkraum abdichtet, das Gelenk stabilisiert und die Auflagefläche zwischen den Gelenkpartnern vergrößert.

In der Regel können die gelenknahen knöchernen Vorsprünge getastet werden.

Schematische anatomische Abbildung (Thieme Prometheus) der im Röntgenbild erkennbaren anatoscischen Strukturen des Hüftgelenks

Welche Muskeln bewegen und stabilisieren die Hüfte?

Das Hüftgelenk wird von einer Vielzahl von Muskeln bewegt. Sowohl die Hüftmuskeln als auch Oberschenkelmuskeln haben eine Wirkung auf das Hüftgelenk. Nach ihrer Funktion und Zugrichtung unterscheidet man Beuger (Flexoren), Strecker (Extensoren), Anspreizer (Adduktoren), Abspreizer (Abduktoren), Auswärtsdreher (Außenrotatoren) und Einwärtsdreher (Innenrotatoren) des Hüftgelenks. Die Oberschenkelmuskulatur kann man nach ihrer Lage in vordere und hintere sowie anspreizende innenseitige Muskeln einteilen.

Besonders wichtig für die Stabilität des Hüftgelenkes sind die nach seitlich abspreizenden Hüftmuskeln (Abduktoren) der hinteren (dorsalen) Gruppe. Bei Ausfall dieser Muskelgruppe kann das Becken beim Stehen auf dem erkrankten Bein nicht fixiert werden. Das Becken sinkt auf der gesunden Seite ab (Trendelenburg-Zeichen, einseitig positiv). Bei Ausfall oder Insuffizienz der Abduktoren auf beiden Seiten (z. B. bei angeborener Hüftluxation) kommt es zum Watschelgang (Trendelenburg-Zeichen, doppelseitig positiv).

Anatomische Abbildung (Thieme Prometheus) der Hüftgelenksabduktoren, diese stabilisieren das Becken im Einbeinstand und verhindern einen Watschelgang (Trendelenburg-Hinken)

Schematisierte Abbildung des gesunden Hüftgelenks ohne umgebende Weichteile
Hüftarthrose Schema
Hüftarthrose Schema

Coxarthrose Risikofaktoren, Ursachen, Verlauf und typische Beschwerden (Symptome)

Die Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung und betrifft im 7. Lebendsjahrzehnt ca. 80% der Bevölkerung. Nur 20-30% der Betroffenen haben jedoch auch Beschwerden und hierunter sind das Knie- und Hüftgelenk die am häufigsten betroffenen Körperregionen.

Unter einer Hüft-Arthrose versteht man den über das alterstypische Ausmaß hinaus bestehenden Verschleiß (Degeneration) des Hüft-Gelenkknorpels (hyaliner Knorpel).

Der Arthrose geht ein Ungleichgewicht zwischen den knorpelaufbauenden bzw. knorpelschützenden und knorpelabbauenden bzw. knorpel schädigenden Faktoren voraus.

Folgende Risikofaktoren sind bekannt:

  • Genetische Disposition (angeborene Schwäche des Gelenkknorpels bei primärer Arthrose)
  • Alter
  • Geschlecht
  • Überlastung (z. B. durch Übergewicht, Leistungssport, schwere körperliche Arbeit)
  • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Hyperurikämie, Hämochromatose)
  • Knochenerkrankungen (z. B. aseptische Hüftkopfnekrose, M. Paget)
  • Verletzungen (Traumata z. B. fehlverheilte Brüche, Brüche mit Gelenkbeteiligung)
  • Fehlbelastung durch angeborene (z.B. Hüftdysplasie, Coxa antetrorta, Coxa valga) oder erworbene Formstörungen, Fehlstellungen (z.B. Morbus Perthes, Epipysiolysis capitis femoris)
  • Infektionen (z.B. bakterielle Coxitis)
  • Entzündliche Erkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis)

Die Arthrose, insbesondere der gewichtsbelasteten großen Gelenke, hat einen voranschreitenden (chronisch progredienten) Verlauf, dessen Geschwindigkeit Sie jedoch beeinflussen können! Siehe auch Präventive Maßnahmen gegen Arthrose.

Man unterscheidet deshalb verschiedenen Schweregrade, die entscheidend sind für die Therapieempfehlungen.

Fortgeschrittene sekundäre Hüftarthrose (Coxarthrose) auf dem Boden einer rheumatoiden Arthritis

 

Posttraumatische Hüftarthose (Coxarthrose) nach Fraktur und Schraubenosteosynthese des hinteren Acetabulum-Pfeilers

 

Bakterielle Hüftgelenksentzündung (Coxitis) eines Kindes im Alter von 9 Jahren mit völliger Destruktion des linken Hüftkopfes

Die Stadien der Hüftarthrose

In den fortgeschrittenen Arthrose-Stadien sind alle Gelenkstrukturen und auch umgebendes Gewebe beteiligt, wie die Gelenkinnenhaut (Synovialmembran), die Gelenkflüssigkeit (Synovia), der knorpeltragende Knochen (Sklerose und Zysten des subchondralen Knochens) und angrenzende Knochenanteile (Bildung von osteophytären Randanbauten) sowie das Immunsystem mit Entzündungsprozessen (Entzündungsmediatoren, knorpelabbauende Enzyme). Daraus können sich eine Vielzahl von möglichen Beschwerden entwickeln.

Fortgeschrittene Hüftarthrose (Coxarthrose) mit den typischen radiologischen Zeichen: Subchondrale Sklerose, osteophytäre Randanbauten, verschmälerter Gelenkspalt, Ausbildung von Geröllzysten sowie Deformierung mit Entrundung, Dezentrierung und Knochenanschliff

Gibt es andere Ursachen für Schmerzen in der Hüftregion?

Es gibt eine Vielzahl anderer Ursachen außer der Arthrose für Hüftschmerzen, sowohl andere Erkrankungen des Hüftgelenks als auch krankhafte Veränderungen in der Umgebung können zu Beschwerden in dieser Körperregion führen. In der Regel besteht jedoch ein typisches Alter oder eine typische Beschwerdecharakteristik – eine genaue Untersuchung in unserer Praxis kann hier Klarheit bringen. Folgende Punkte möchte ich Ihnen – jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit – als Übersicht geben:

Mögliche andere Hüfterkrankungen

  • Formstörungen der Hüfte wie die Hüftdysplasie (angeboren) oder deren Spätfolgen
  • Durchblutungsstörungen der Hüfte wie der Morbus Pertehes (5.-9. Lebensjahr, oft überaktive Kinder) oder deren Spätfolgen
  • Jugendliche Hüftkopflösung (10-14. Lebensjahr, oft übergewichtige Kinder), Abrutschen des Gelenkanteils des Hüftkopfes in der Wachstumsfuge (Epiphysiolysis capitis femoris) oder deren Spätfolgen
  • Hüftimpingement, femoro-acetabuläres Impingement (FAI), knöchernes Anschlag-Phänomen zwischen Schenkelhals und Rand der knöchernen Hüftgelenkpfanne, man unterscheidet die Beißzangen- (Pincer-FAI), Nockenform (Cam-FAI) von der kombinierten Form (junge Erwachsene-mittleres Lebensalter, weite Bewegungen sind schmerzhaft)
  • Absterben des Hüftkopfes, atraumatische Hüftkopfnekose (mittleres Lebensalter, Dauertherapie mit Kortikosteroiden)
  • Stoffwechselerkrankungen mit Gelenkbeteiligung wie z.B. die Gicht (Hyperuricämie)
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie z.B. die rheumatoide Coxitis (mittleres Lebensalter, Autoimmunerkrankung mit Beteiligung anderer Gelenke, häufig Hände und Finger)
  • Hüftgelenksentzündungen durch Krankheitserreger, bakterielle Coxitis (Entzündungszeichen, Kleinkinder oder ältere Patienten)
  • Tumorerkrankungen oder Metastasen im Gelenkbereich (Kinder im Wachstumsschub oder ältere Patienten)
  • Knochenbrüche (Frakturen nach Sturz, Unfallgeschehen)

Die kindliche Hüfterkrankung Mb. Perthes im Fragmentationsstadium

 

Abrutschen des Hüftkopfes in der Wachstumsfuge (Epiphyseolysis capitis femoris, ECF) bei einem Kind sowie operative Korrektur und Verschraubung

 

Völlige Destruktion eines linken Hüftgelenkes im Kindesalter durch eine bakterielle Entzündung (Coxitis)

Krankhafte Veränderungen umgebender Körperregionen

  • Muskelansatz- oder Schleimbeutelentzündungen (Bursitis trochanterica) am großen Rollhügel (Trochanter major)
  • Druck, überlastungs- oder entzündungsbedingte Muskelbeschwerden wie das Iliopsoas- oder Piriformis- Syndrom
  • Lendenwirbelsäulenbeschwerden z.B. durch Fehlhaltung, Blockaden, Bandscheibendegenerationen, entzündliche oder rheumatische Veränderungen
  • Beschweren im Kreuzdarmbeingelenk (Iliosacralgelenk, ISG) z.B. durch Blockaden und Fehlhaltungen
  • In das Bein ausstrahlende Rückenschmerzen (Lumboischialgie) durch druck- oder entzündungsbedingte Nervenirritation
  • Verminderung der Knochendichte (Osteoprorose) z.B. mit übersehenem Knochenbruch (Frakur, Schenkelhalsfraktur)
  • Schnappende Hüfte, ein Schnappen und Entzündung des Bindegewebes (Tractus iliotibialis) über den großen Rollhügel (Trochanter major) bei jungen schlanken Mädchen (Coxa saltans)
  • Irritationen des seitlichen Oberschenkel Hautnervs z.B. nach Hüftprothesenoperationen mit der AMIS-Methode (Meralgia parsäthetica)
  • Polymyalgia rheumatica (Autoimmunerkrankung der großen Blutgefäße und Muskulatur)
  • Fibromyalgie (chronischer Schmerz in mehreren Körperregionen)
  • Gefäßerkrankungen der Bauchschlagader (Leriche-Syndrom), Beckenarterien oder großen Beinschlagader wie z.B. bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
  • Nervenerkrankungen der großen Beinnerven (Nervus femoralis, Nervus ischiadicus)
  • Bauchchirurgische (abdominalchirurgische), frauenheilkundliche (gynäkologische), männerheilkundliche (andrologische) oder urologische (die Harnbildung und -ableitung betreffende) Erkrankungen wie z.B. der Leistenbruch

Einfache pertrochantäre proximale Femurfraktur

CT- und Röntgenbild einer Spondylodiscitis LWK V / S I mit beginnender Destruktion von Grund- und Deckplatte

Physiotherapie als Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining gehören zu jeder primären Behandlung der Arthrose

Vorbeugung (Prävention) der Coxarthrose

Hier unterscheidet man drei verschiedene Präventionsstufen: Die primäre Prävention soll die Entstehung der Erkrankung verhindern. Die sekundäre Prävention dient dazu das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Die tertiäre Prävention soll möglichst Folgeschäden vermeiden.

Um das Entstehen der Erkrankung zu vermeiden, eignen sich die unter Präventive Maßnahmen gegen Arthrose aufgeführten Maßnahmen. Bei Frühformen der Erkrankung sollten Sie sich zusätzlich von Ihrem Arzt über die nichtoperativen Behandlungsmöglichkeiten und gelenkerhaltenden Operationsverfahren aufgeführten Therapieformen beraten lassen und diese ggf. in Anspruch nehmen.

Bei fortgeschrittenen Erkrankungen bleibt in der Regel nur noch der künstliche Gelenkersatz, um mögliche weitere Folgeschäden zu vermeiden.

Professor Bitsch erklärt die Behandlung der Coxarthrose

Unsere Untersuchungen bei Verdacht auf Coxarthrose

Die Untersuchungen in unserer Praxis gliedern sich in mehrere Phasen:

Ausführliches Gespräch

Zuerst erfolgt ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten über die Krankheitszeichen und Beschwerden, weitere eventuell bestehende Erkrankungen, Medikamenteneinnahme und Allergien, über die Vorgeschichte der Erkrankung, den Verlauf und die bisherige Therapie sowie über möglicherweise bestehende Risikofaktoren.

Ausführliches Anamnesegespräch unter Würdigung aller mitgebrachten Unterlagen

Körperliche Untersuchung

Dann folgt die körperliche Untersuchung, diese gliedert sich in die Betrachtung (Inspektion), das Abtasten (Palpation), das Überprüfen der Funktion, des Bewegungsausmaßes und der Stabilität sowie die Durchführung spezieller Provokationstests einzelner anatomischer Strukturen.

Nur eine sorgfältige körperliche Untersuchung führt zur richtigen Diagnose und Behandlungsindikation

Weitere Untersuchungen

Im Anschluss folgen weitere apparative Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (Sonographie, Röntgenbilder, CT, MRT, EOS, Szintigraphie, Bestimmung der Knochendichte, Gang- Bewegungsanalyse, etc.) sowie Blutuntersuchungen oder falls notwendig Punktionen des betroffenen Gelenks.

Der offene Magnetresonanztomograph (Open-MRT) der Radiologischen Gemeinschaftspraxis in der ATOS Klinik ist mit einer Feldstärke von 1,0 Tesla für alle Untersuchungen geeignet.

 

Digitale EOS Arbeitsstation zur Erstellung von Ganzkörperaufnahmen mit 3-D-Rekonstruktion und niedriger Strahlendosis

 

Digitaler Volumentomograph (DVT) SCS MedSeries® für die 3D-Extremitätendiagnostik

Behandlungsempfehlung

Die Ergebnisse werden anschließend im Detail mit Ihnen besprochen, es wird gemeinsam mit Ihnen eine individuelle Behandlungsempfehlung ausgearbeitet und alle Ihre offenen Fragen geklärt.

Ausführliche Beratung unter Verwendung aktueller Leitlinien und Fachinformationen sowie Broschüren, Prothesenmodellen oder Originalimplantaten
Interferenzstrom-Behandlung als Beispiel für die elektrophysikalischen Therapieformen

Konservative, nichtoperative Behandlungs­möglichkeiten der beginnenden Coxarthrose

Bei der konservativen, nicht operativen Therapie der Hüftgelenksarthrose ist zu beachten, dass das Hüftgelenk relativ weit im Köperinneren liegt und deshalb einigen der oberflächlich, von der Haut aus wirkenden, lokalen Behandlungsmöglichkeiten nicht so gut zugänglich ist wie z.B. das Kniegelenk.

Grundsätzlich bestehen die hier aufgeführten Therapiemöglichkeiten.

Operative Therapie der Coxarthrose

Folgende operative Therapiemaßnahmen kommen für das Hüftgelenk in Frage:

Zu den sinnvollen gelenkerhaltenden Operationsverfahren gehören:

  • Arthroskopische Chirurgie am Faserknorpelring der Hüftpfanne, Abtragung von Knochenvorwölbungen am Schenkelhals und Entfernung freier Gelenkkörper im Hüftgelenk bei entsprechenden Formstörungen
  • Beckenosteotomien bei Hüftpfannendysplasie
  • Osteotomien des hüftgelenksnahen Oberschenkelknochens zur Korrektur von Fehlstellungen

AP-Röntgenbild eines Beckens nach Durchführung einer Triple-Osteotomie und Kirschnerdrahtosteosynthese

Zu den sinnvollen gelenkersetzenden Operationsverfahren gehören:

  • Minimalinvasive (AMIS-Technik, DAA) Operationsmethoden
  • Hüfttotalendoprothese zementfrei minimalinvasiv mit Kurzschaftprothese und Keramik-Keramik Gleitpaarung für junge aktive Patienten
  • Hüfttotalendoprothese zementfrei minimalinvasiv mit Standardschaftprothese und Keramik-Keramik oder Keramik-Crosslinked Polyethylen Gleitpaarung bei starken Stoßbelastungen der Hüfte
  • Hüfttotalendoprothese hybrid oder zementiert bei schlechter Knochenqualität, Nebenerkrankungen oder hohem Alter
  • Duokopfprothese (Hüftkopf-Teilprothese, bipolare Hemiendoprothese) bei medialer Schenkelhalsfraktur im hohen Alter und hohem OP-Risiko durch weitere Erkrankungen

Schemabild (links) und Röntgenbild (rechts) eines Kurzschaft-Hüftprothesensystems (Optimys® Schaft, RM Pressfit vitamys® Pfanne, Firma Mathys) oben und eines bewährten Hüftprothesensystems normaler Länge (Corail®-Hüftschaft und Pinnacle®-Hüftpfanne, Firma DePuy Synthes) unten

Planung Hüft-TEP bei Coxarthrose
Computergestütztes Planungsbild einer Hüftprothesenimplantation
Übersicht Hüftprothesensystem und Gleitpaarungen

Professor Bitsch erklärt den Kunstgelenk­ersatz (Endoprothetik) des Hüftgelenkes

Welche Arten des Gelenkersatzes der Hüfte gibt es?

Über Hemiprothese des Hüftgelenkes oder Duokopfprothese / Oberflächenersatzprothese des Hüftgelenkes oder Kappenprothese / Hüfttotalendoprothese als Standardprothese, Kurzschaftprothese oder Langschaftprothese / Zementfreie Hüftprothese, Zementierte Hüftprothese oder Hüftprothese in Hybrid-Technik

Aufbau und Komponenten eines künstlichen Hüftgelenks

In der Regel ist ein künstliches Hüftgelenk (Hüfttotalendoprothese, HTEP) modular (aus austauschbaren Einzelteilen bestehend) und wie folgt aufgebaut:

  • Prothesenpfanne (Verankerung und Kraftübertragung in der knöchernen Pfanne, Acetabulum)
  • Pfanneninlay (Teil der Gleitpaarung, Bewegung des Gelenkes, in Kontakt mit dem Kopf, kann Abrieb produzierten)
  • Prothesenkopf (Teil der Gleitpaarung, Bewegung des Gelenkes, in Kontakt mit dem Inlay, kann Abrieb produzieren)
  • Prothesenschaft (Verankerung und Kraftübertragung im Oberschenkelknochen, Femur)

Modularer Aufbau eines Hüftprothesensystems in normaler Länge mit Keramik-Keramik Gleitpaarung (POLARSTEM® und R3®-Pfanne)

 

Für die einzelnen Komponenten stehen unterschiedliche Materialien zur Verfügung.

Übersicht über die möglichen Gleitpaarungen eines Hüftprothesensystems (Pinnacle®-Hüftpfanne) von links nach rechts: Metall-Polyethylen, Keramik (BIOLOX®forte)- Polyethylen, Keramik (BIOLOX®delta)-Keramik

 

Eine Ausnahme gibt es diesbezüglich bei den so genannten Kappenprothesen oder dem Oberflächenersatz des Hüftgelenkes. Diese bestehen immer aus Metall und aus nur zwei Komponenten, der Prothesenpfanne und der Prothesenkappe. Der Vorteil besteht in besonders wenig Knochenverlust bei der Implantation am Oberschenkelknochen (Femur), der Nachteil besteht jedoch in eher mehr Knochenverlust auf der Pfannenseite (Acetabulum), einem deutlich erhöhten Risiko für Lockerungen, Knochenbrüche (Schenkelhalsfrakturen) und für Gewebsreaktionen gegen die metallischen Abriebspartikel. In meiner Praxis findet dieser Prothesentyp deshalb normalerweise keine Anwendung.

Kappenprothese des Hüftgelenkes am Beispiel des Birmingham Hip Resurfacing (BHR®)

Hüftschaftprothesen

Die Hüftschaftprothese in normaler Länge, mit abfallender Prothesenschulter wird in vielen Kliniken weltweit als Standard-Implantat verwendet. Mit mehreren Modellen dieses Prothesentyps liegen deshalb sehr große Erfahrungen sowie lange und sehr gute Registerdaten vor. Diesen Implantat-Typ verwende ich deshalb auch sehr gerne für meine Patienten.

POLARSTEM® und R3®-Pfanne mit VERILAST® Technologie (Oxinium Legierung und hochvernetztem Polyethylen)

Kurzschaftprothesen

Für jüngere Patienten gibt es eine wichtige weitere Variante, die sich in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend etabliert: Die Kurzschaftprothese mit zusätzlicher Keramik-Keramikgleitpaarung. Bei der Implantation muss der Oberschenkelknochen (Femur) hier weniger tief ausgehöhlt werden im Vergleich zur Standard-Hüfttotalendoprothese. Die Gleitpaarung ist abriebärmer, was weniger Knochenverlust aus Prothesenabrieb und ein geringeres Lockerungsrisiko bedingt. Die Erfahrungen mit diesem Prothesentyp sind deutlich geringer mit mittelfristigen Registerdaten aber bei richtiger Anwendung auch sehr gut. Diesen Implantat-Typ empfehle ich hauptsächlich jungen Patienten, die während ihrer Lebenszeit eventuell mit einer Wechseloperation rechnen müssen.

Modularer Aufbau einer Kurzschaft-Hüftprothese (Optimys® Schaft, RM Pressfit vitamys® Pfanne, Firma Mathys)

 

Bei der Kurzschaftprothese verzichtet man jedoch im Vergleich zum Normalschaft auf Verankerungsfläche. Für die knochensparende Prothesenversorgung sollte deshalb die Knochenqualität gut sein, um sicher ein haltbares Ergebnis erzielen zu können. Des Weiteren ist nicht jede Knochenform für eine Kurzschaftprothese geeignet.

Ich führe deshalb vor jeder Operation eine entsprechende Planung mit Computersimulation durch und ggf. zusätzlich eine Messung der Knochendichte um das geeignete Prothesenmodell festzulegen.

(Teil-)Zementierte (Hybrid-)Hüftprothesen

Bei Patienten mit sehr schlechter Knochenqualität, starker Osteoporose oder zum Beispiel mit einer Sturzanamnese kann es auch weiterhin notwendig werden „den sichersten Weg zu gehen“ und eine zementierte oder teilzementierte (Hybrid-) Hüftprothese zu verwenden.

Prothesenkombination für eine Hybrid-Versorgung des Hüftgelenkes (Pinnacle®-Hüftpfanne zementfrei, Corail®-Hüftschaft zementiert)

Langschaftprothesen

In besonderen Fällen, wie zum Beispiel bei Knochenbrüchen, Tumoren und Wechseloperationen, können tief im Knochen verankernde Langschaftprothesen zum Einsatz kommen.

Prothesenkombination für eine Wechseloperation des Hüftgelenkes (Pinnacle® Revision Hüftpfanne, Corail® Revision Hüft-Langschaftprothese)

Wie häufig werden Hüftprothesen­implantationen in Deutschland durchgeführt?

Im Jahr 2017 wurden im Deutschen Endoprothesenregister (ERPD) 140.871 Erstimplantationen am Hüftgelenk dokumentiert. Ungefähr drei Viertel der Implantationen erfolgten aufgrund von Hüftarthrose, etwa ein Viertel aufgrund von Schenkelhalsfrakturen, ca. 4 % erfolgten bei Patienten unter 50 Jahren.

Unter der Berücksichtigung der Altersverteilung in der Bevölkerung liegt die Häufigkeit der Implantationen von künstlichen Hüftgelenken in Deutschland auf einem mittleren Platz unter den westlichen Industriestaaten (OECD).

Logo des deutschen Endoprothesenregisters
Coxarthrose Stadien im Röntgenbild
Einteilung der Arthrose-Schweregrade nach Kellgren und Lawrence von Grad I oben links bis Grad IV unten rechts

Bei welchen Erkrankungen und Verletzungen erfolgt die Empfehlung zum Hüftgelenkersatz?

Alle der oben genannten Hüfterkrankungen können neben der (primären idiopathischen) Hüftarthrose ohne erkennbaren Grund zur Ausbildung einer sekundären Arthrose führen und diese in ihrem Spätstadium zur Notwendigkeit der Implantation eines Kunstgelenkes führen.

Wann ist die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks sinnvoll und gibt es Alternativen?

Ein künstliches Hüftgelenk macht in fortgeschrittenem Arthrose-Stadium Grad III oder IV nach Kellgren und Lawrence Schweregrade der Arthrose Sinn, wenn ein unwiederbringlicher Knorpelverlust besteht und Formveränderungen zu biomechanischen Problemen führen. Weiterhin sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Operation?

Sind alle diese Kriterien erfüllt, so handelt es sich beim künstlichen Hüftgelenk um eines der sichersten, zuverlässigsten und langlebigsten Operationsverfahren das die moderne Medizin anbieten kann und in aller Regel gibt es deshalb keine bessere Alternative für Sie.

Destruierende Coxarthrose
Destruierende Coxarthrose
Schematische Darstellung der Pfannenimplantation, aneXys® Pfannensystem, Firma Mathys

Was sind die wichtigsten Operations­schritte?

Die Implantation eines Hüftgelenkes gliedert sich von der Vorbereitung der OP bis zum Aufwachen im Aufwachraum, in viele Einzelschritte.

Die einzelnen OP-Schritte:

  • Vorbereitung der Operation und Lagerung des Patienten
  • Hautdesinfektion und chirurgische Abdeckung des Patienten
  • Minimalinvasiver operativer Zugang zum Hüftgelenk
  • Eröffnen des Hüftgelenkes
  • Entfernung der erkrankten Knochenanteile, des Hüftkopfes und knöcherner Anbauten
  • Präparation des Prothesenlagers an der Pfanne mit einer Kugelfräse
  • Einbringen der Pfannenprothese
  • Umlagerung des Patientenbeins
  • Präparation des Prothesenlagers am Oberschenkelknochen mit Formraspeln
  • Einbringen des Prothesenschaftes
  • Einrenken der Prothese mit einem Probeimplantatkopf und Einstellen der optimalen Länge und damit Gelenkstabilität
  • Überprüfung von Bewegungsausmaß, Gelenkstabilität, Beinlänge und Implantat-Position
  • Röntgen-Durchleuchtungskontrolle
  • Einbringen des originalen Impantatkopfes
  • Spülung der Wunde und Wundverschluss
  • Anlage des Verbandes
  • Begleitung des Patienten, Umlagerungen ins Bett und Überprüfung des Befindens im Aufwachraum

Schematischer Ablauf einer modernen Kurzschaft-Hüftprothesen-Implantation (Optimys® Schaft, aneXys® Pfannensystem, Firma Mathys)

Was versteht man unter modernen minimalinvasiven MIS-Operations­techniken? Was versteht man unter der AMIS Methode? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Welchen Zugang verwenden Sie?

Bei Hüftgelenksoperationen gibt es verschiedene Möglichkeiten sich dem Gelenk zu nähern, die häufigsten so genannten Zugänge und ihre Erstbeschreiber sind:

  • von vorne (anterior / DAA engl.: direct anterior approach) nach Smith-Petersen oder Hueter
  • von vorne-seitlich (anterolateral) nach Watson-Jones
  • direkt von der Seite (direkt lateral) nach Bauer oder Hardinge
  • von hinten (posterior) nach Moore

Grundsätzlich gilt, dass endoprothetische Operationen über alle gängigen Zugänge gut und sicher durchgeführt werden können und in den großen Vergleichsstudien langfristig keine relevanten Unterschiede bestehen.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Zugänge:

Vergleicht man die Vor- und Nachteile der Zugänge so sind diese hauptsächlich durch das unterschiedliche Verletzungsrisiko von benachbarten Strukturen bedingt, die in der Regel durch eine sorgfältige Operationstechnik vermieden werden können. Diese sind:

  • von vorne (anterior / DAA engl.: direct anterior approach) nach Smith-Petersen oder Hueter
  • von vorne-seitlich (anterolateral) nach Watson-Jones
  • direkt von der Seite (direkt lateral) nach Bauer oder Hardinge
  • von hinten (posterior) nach Moore

Die Implantation einer Hüftprothese kann über alle Zugangswege zum Gelenk gut und sicher durchgeführt werden. In den großen Vergleichsstudien bestehen keine langfristigen Unterschiede.

Minimalinvasive Zugänge zum Hüftgelenk, rot: AMIS Zugang, grün: ALMIS Zugang – bei beiden Zugängen werden keine Muskeln abgelöst oder durchtrennt, man nutzt eine Muskellücke vor oder hinter dem Oberschenkelbindenspanner (M. tensor fasciae latae)

Von mir verwendete gewebeschonende Zugänge

In den letzten Jahren geht die Entwicklung jedoch zunehmend in Richtung moderner gewebeschonender minimalinvasiver (MIS) Operationsmethoden. Diese sind besonders gut über direkten vorderen (AMIS) und über den Zugang von vorne seitlich (ALMIS) durch die Verwendung von natürlichen Muskellücken ohne Ablösung oder Durchtrennung von Muskulatur möglich.

  • von vorne gewebsschonend (AMIS / engl.: anterior minimally invasive surgery)
  • von vorne-seitlich gewebsschonend (ALMIS / engl.: anterolateral minimal invasive surgery)

Gerade in der Frührehabilitation nach der Endoprothesenoperation kommt es dadurch zu erheblichen Vorteilen: Weniger Blutverlust, weniger Komplikationen, weniger Schmerzen, eine beschleunigte Wundheilung und schnellere Rehabilitation bei besserer Funktion und Kraft.

Bei uns sind beide minimalinvasiven Verfahren (AMIS und ALMIS) unter Verwendung eines besonders sicheren und jederzeit direkt vom Operateur steuerbaren Operationstisches möglich.

Abhängig von Ihrer Anatomie, dem gewünschten Implantat und eventuellen Voroperationen wird für Sie und mit Ihnen individuell der optimale operative Zugangsweg zum Gelenk ausgewählt und eine minimal-invasive Technik verwendet.

Rotex Tisch der deutschen Firma Condor für minimalinvasive Verfahren (AMIS und ALMIS) und Arthroskopien

Besonders sicherer und jederzeit direkt vom Operateur steuerbarer Operationstisch (Rotex Table® der deutschen Firma Condor) für minimalinvasive Verfahren (AMIS und ALMIS)
Die Möglichkeiten zur Krankengymnastik am Gerät (KGG) in unserer ambulanten Reha-Abteilung im Haus „Reha an der ATOS“

Was versteht man unter Programmen für eine optimierte Genesung / Enhanced Recovery / Fast Track Chirurgie / Rapid Recovery / care4today

Die Begriffe rund um die „Fast Track Chirurgie“ (Schnellspur-Chirurgie) gehen auf die dänischen Kollegen Henrik Kehlet und Husted und die 1990er Jahre zurück.

Es handelt sich um ein Maßnahmenpaket im Krankenhaus, das versucht die allgemeinen Komplikationen nach operativen Eingriffen zu minimieren, den Patienten möglichst wenig zu belasten, die Autonomie des Patienten zu erhalten und die Genesung zu beschleunigen.

Die Hauptbestandteile dieser Programme sind:

  • Die optimale Information, Schulung und Vorbereitung des Patienten
  • Die minimalinvasive möglichst wenig belastende Operation
  • Eine optimierte kombinierte (mutimodale) Schmerztherapie
  • Eine intensivierte Rehabilitation und Physiotherapie

Insbesondere in unserem Haus geht es nicht darum Sie schneller zu entlassen, sondern den Krankenhausaufenthalt so angenehm und effektiv wie möglich für Sie und Ihre Gesundheit zu gestalten.

Sehr gerne können Sie bei uns auch über die „normale Verweildauer“ hinaus die Vorzüge unserer hervorragenden Stationspflege, unseres Rehabilitationsteams und der „Rundum-Sorglos Versorgung“ in der ATOS Klinik in Anspruch nehmen.

Patientenzimmer in der ATOS Klinik Heidelberg

Wichtige Maßnahmen vor, während und nach der Gelenkersatz­operation

Im Folgenden möchte ich Ihnen einen ungefähren Ablaufplan für die wichtigsten Maßnahmen bei der Durchführung eines künstlichen Hüftgelenkersatzes an die Hand geben. Je nach Alter, Gesundheitszustand des Patienten und Operationsablauf sind Abweichungen von diesem Zeitplan möglich:

Ablauf Ihrer stationären Behandlung

  • Wochen vor der Operation
    • Ärztliche Untersuchung sowie Indikations- und Informationsgespräch
    • Planungsröntgenbilder, Laborkontrolle, ggf. weitere apparative Diagnostik
    • Überprüfung der Operationsfähigkeit durch den Hausarzt und / oder Internist im CheckUp mit der Einstellung möglicher Begleiterkrankungen bzw. Medikamenten-Anpassung
    • Planung der Operation durch den Operateur
  • Kurz vor der Operation
    • Einchecken in der Klinik, Bezug des Zimmers
    • Aufklärungsgespräch
    • Narkosegespräch
  • Am Operationstag
    • Nüchtern bleiben (kein Rauchen, keine Nahrungsaufnahme)
    • Antibiotikaschutz
    • Mehrfache Kontrolle des Blutverlustes, eine Gabe von Blutkonserven ist in aller Regel nicht notwendig
    • Mehrfache Kontrolle der Schmerzsituation
    • Post-operative Überwachung (Aufwachraum, Überwachungszimmer oder Station)
    • Aufstehen aus dem Bett in aller Regel unter Vollbelastung mit dem Operateur
    • Medikamentöse Vorbeugung von Blutgerinnseln (Thrombose, Embolie) und Verknöcherungen (Ossifikation)
  • Tag nach der Operation
    • Physiotherapeutische Behandlung mit Aufstehen aus dem Bett
    • Bestätigung des Reha-Antrags durch die OP-Koordination
    • Erster Verbandswechsel / Drainagen werden in der Regel keine eingelegt
  • Ab dem 2. Tag nach der Operation
    • Physiotherapeutische Behandlung
    • Gangschule mit Hilfsmitteln und Physiotherapeuten/in
    • Selbständiges Aufstehen und Gehen auf Stationsebene
    • Treppensteigen mit Physiotherapeuten/in
    • Röntgenkontrolle
  • 5-7. Tag nach Operation bzw. nach Erreichen der Entlassungskriterien
    • Entlassungsgespräch
    • Überprüfung der Hilfsmittelversorgung und Dokumente
    • Entlassung nach Hause oder Direktverlegung in die Reha-Klinik
Patientenzimmer in der ATOS Klinik Heidelberg
Bevor Sie Ihre Lebensqualität dauerhaft einschränken sollten Sie sich bezüglich der Arthrose-Therapieoptionen beraten lassen

Vorsichtsmaß­nahmen für Prothesenträger: Auf was ist mit dem Kunstgelenk zu achten?

Folgende allgemeine Hinweise für den Alltag mit Ihrem Kunstgelenk möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben:

So erhöht sich Ihre Sicherheit mit dem Kunstgelenk

  • Wählen Sie Sportarten, die wenig Verletzungsrisiko, Gewichts- und Stoßbelastung für das betroffene Gelenk verursachen (z. B. Schwimmen, Wassergymnastik, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf, Fitnesstraining, etc.).
  • Optimieren Sie Ihr Körpergewicht: Als Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts kann der „Body Mass Index (BMI)“ errechnet werden: BMI = Körpergewicht (in Kilogramm) / (Körpergröße x Körpergröße) (in Metern). Der Wert sollte beim Erwachsenen 30 kg/m2 (leichtes Übergewicht) nicht überschreiten.
  • Vermeiden Sie maximal ausladende Bewegungen, körperlich einseitige Belastung (z. B. übermäßig langes Stehen und Gehen), das andauernde Heben und Tragen von schweren Lasten sowie sturzgefährdete Tätigkeiten.
  • Bitte beachten Sie, dass alle offenen Stellen, Wunden (auch bei operativen Eingriffen) und Entzündungen im Körper zu Prothesenentzündung und -vereiterung (periprothetische Infektionen) führen können (z.B. eitrige Zähne oder Zehennägel, Geschwüre an den Beinen). Entsprechende Erkrankungen sollten rasch und ggf. unter Verwendung eines Antibiotikums behandelt werden, um eine Verbreitung von Bakterien über die Blutbahn zu vermeiden. Häufige „Streuherde“ sind: Zähne, Haut, HNO-Region, Atemwege, Magen-Darm-Trakt, Harnwege
  • Eine regelmäßige Körperhygiene, Haut- und Fußpflege ist von großer Bedeutung.
  • Bei hoher beruflicher Belastung sind entsprechende Unterstützungsmaßnahmen erforderlich – wir beraten Sie gerne!
  • Achten Sie in hohem Alter darauf mögliche Stolperstellen (Türschwellen, Teppichkanten, etc.) in Ihrem Haus und Umfeld zu reduzieren.

Professor Bitsch, was sind Ihre Tipps für mich und die anstehende Operation?

Tipps für die anstehende Operation

  • Sie sind ein aktiver Partner, der die Behandlung mitgestaltet! Übernehmen Sie entsprechend Verantwortung für Ihre Gesundheit
  • Schieben Sie die Operation nicht zu lange auf, ein bestehendes Defizit an Kraft und Beweglichkeit muss auch mit dem Kunstgelenk erst mühsam wieder erarbeitet werden
  • Sanieren Sie mögliche Entzündungsherde rechtzeitig vor der Operation (Zähne, Haut, HNO-Region, Atemwege, Magen-Darm-Trakt, Harnwege)
  • Machen Sie einen Check-Up bei Ihrem Hausarzt oder Internisten mit möglichst aktueller Laborkontrolle inklusive der Entzündungswerte
  • Bringen Sie alle aktuellen medizinischen Unterlagen und Röntgenbilder bei Ihren Besuchen mit
  • Berichten Sie aktiv über die Medikamente die Sie einnehmen, Allergien und Unverträglichkeiten
  • Berichten Sie aktiv über Auffälligkeiten bezüglich Ihrer Blutgerinnung mit Blutungs- oder Thromboseneigung
  • Wählen Sie ein bewährtes Implantat, fragen Sie nach den Standzeiten in den Registern
  • Wählen Sie einen erfahrenen Operateur, fragen Sie nach der Operationshäufigkeit
  • Achten Sie auf Erfahrungen mit minimal-invasiven Operationstechniken
  • Achten Sie auf ausreichend Personal und ein angenehmes Umfeld bei Ihrer Behandlung
  • Erneuern Sie ggf. am Operationstag die Markierung des Gelenks nach der Körperpflege
  • Lassen Sie sich in den ersten Tagen nach der Operation ausreichend mit Schmerzmittel versorgen
  • Halten Sie sich an die Ratschläge des Fachpersonals und geben Sie aktiv Rückmeldung
  • Lassen Sie sich in der anschließenden Rehabilitationsmaßnahme nicht ausbremsen, das Bewegungs- und Funktionsausmaß sollte kontinuierlich in Ihrem individuellen Tempo gesteigert werden
  • Beachten Sie die lebenslangen Vorsichtsmaßnahmen für Prothesenträger
  • Bleiben Sie aktiv und nutzen Sie die Möglichkeiten durch Ihr Kunstgelenk

Kommen Sie zu mir, in das Deutsche Gelenkzentrum in der ATOS Klinik Heidelberg dann bin ich sicher, dass alle beschriebenen Punkte befolgt werden!

Professor Rudi Georg Bitsch Ihr Hüft- und Kniespezialist im Deutschen Gelenkzentrum der ATOS-Klinik Heidelberg
Professor Rudi Georg Bitsch Ihr Hüft- und Kniespezialist im Deutschen Gelenkzentrum der ATOS-Klinik Heidelberg

Professor Bitsch berät Sie gerne persönlich zur Coxarthrose

Haben Sie individuelle Fragen und möchten diese in einem persönlichen Gespräch klären? Unsere Praxis, das Deutsche Gelenkzentrum, finden Sie innerhalb der ATOS Klinik in Heidelberg. Dort stehe ich Ihnen sehr gerne zu einer ausführlichen Beratung zur Verfügung.

Rufen Sie einfach an oder schicken Sie uns eine E-Mail:

Tel.: 06221 983-180
Fax: 06221 983-189
gelenkzentrum@atos.de

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