Schädigung des Knorpels

Die Belastungsfähigkeit eines Kniegelenkes steht und fällt mit der Qualität des Gelenkknorpels. Die gelenkbildenden Abschnitte des Oberschenkels (Femur), des Unterschenkels (Tibia) und der Kniescheiben (Patella) sind im Normalzustand je nach Lokalisation von bis zu fast 10 mm dickem Knorpel überzogen, der für eine optimale Gleitfähigkeit der Gelenkpartner verantwortlich ist und im gesunden Zustand eine hohe Belastungstoleranz aufweist.   

Entscheidend für die Behandlungsempfehlung sind Lokalisation, Größe und Tief des Knorpelschadens. Wichtig hierbei sind die Gesamtbetrachtung des Bewegungsapparates, da zum Beispiel Beinachsveränderungen (X- oder O- Beine) oder auch Instabilitäten (z.B. nach Bandrupturen) einen Einfluß auf die Therapie haben.

Diagnostiziert wird eine Knorpelschädigung durch eine Kernspintomographie. Größe, Tiefe und Lokalisation können ziemlich sicher eingeschätzt werden und auch die übrigen Kniegelenksstrukturen können mitbewertet werden. Unerlässlich ist allerdings auch die klinische Untersuchung, bei der neben der Lokalisierung des Schmerzes auch Beweglichkeit und Veränderungen an den anderen Gelenkstrukturen geprüft werden.

Knorpelschäden
Mikrofrakt (links); Mikrofrakturierung vor Refixation (links)

Kann ein Knorpelschaden konservativ oder operativ behandelt werden?

Viele Knorpelschäden können konservativ behandelt werden. Neben den klassischen physiotherapeutischen Behandlungsmethoden können lokale Injektionen und auch eine medikamentöse Behandlung Beschwerden im Sinne von Schmerzen und Schwellungen sowie Bewegungseinschränkungen reduzieren. Eine zuverlässige Möglichkeit, Knorpel zum Wachstum anzuregen, gibt es bislang nicht, weder durch Spritzenbehandlung noch durch spezielle Ernährung. Es gibt aber Hinweise dafür, dass durch konservative Maßnahmen der weitere Abbau des noch vorhandenen Knorpels deutlich verzögert oder sogar aufgehalten werden kann.

Die Entscheidung, ob eine Knorpelschädigung konservativ oder operativ behandelt werden soll, richtet sich nach der Art der Schädigung und dem Gesamtzustand des Gelenkes, und wird bei uns nach einer klinischen Untersuchung mit Ihnen im persönlichen Gespräch geklärt. Man unterscheidet zwischen akuten Knorpelverletzungen z.B. im Rahmen eines Verdrehtraumas und den verschleißbedingten Knorpelveränderungen. Bei akuter Verletzung mit Loslösen eine Knorpelstückes sollte frühzeitig eine Operation erfolgen, um das Knorpelstück wieder zu refixieren – kein Knorpelersatz ist so gut wie der körpereigene Knorpel! Bei lokal begrenztem Knorpeldefekt können verschiedene Therapiemöglichkeiten in Frage kommen.

Wie wird die Operation durchgeführt?

Die meisten Operationen zur Behandlung von Knorpelschäden können arthroskopisch durchgeführt werden.

Es stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl:

  • Mikrofrakturierung
  • Knochen-Knorpelersatz
  • Knorpelzelltransplantation
  • Deckung mit Kollagenfließ

In einigen Fällen sind auch Kombinationen der Methoden möglich.

Welche Methode tatsächlich am günstigsten ist, wird im Einzelfall entschieden. Bei eher kleinen Defekten hat die Mikrofrakturierung ihre Berechtigung, bei Beteiligung des unter dem Knorpel liegenden Knochens eher die Knochen- Knorpelzelltransplantation, bei eher größeren Defekten die Knorpeltransplantation. Bei dieser Methode sind zwei Eingriffe erforderlich, d.h. zuerst muß körpereigenes Knorpelgewebe gewonnen werden und nach einer Bebrütungszeit im Labor nach 4-6 Wochen kann der „Ersatzknorpel“ auf den Defekt aufgetragen werden.  

Wie geht es weiter?

Grundsätzlich muß bei operativer Behandlung eines Knorpelschadens mit einem längerfristigen Verlauf gerechnet werden. In den ersten vier bis sechs Wochen darf das operierte Bein unter Zuhilfenahme von Unterarmgehstützen nur teilbelastet werden. Es soll aber frühzeitig bewegt werden, damit das Regenerat möglichst eine optimale Qualität erzielt. Die Operation wird meistens kurzstationär durchgeführt, manchmal auch ambulant. Mit Entlassungsunterlagen (Operationsbericht und Nachbehandlungsprotokoll) und Rezepten ausgestattet erfolgt die weitere Behandlung ambulant über den Hausarzt und den niedergelassenen Orthopäden. Sechs Monate nach dem operativem Eingriff ist eine Kontrollkernspintomographie hilfreich, um die Entwicklung des Regenerates zu bewerten und die Belastungsfähigkeit im Rahmen einer klinischen Untersuchung einzuschätzen. Auch hier ist die Qualität der knieumfassenden Muskulatur von Bedeutung. Nach knorpelreparativen Eingriffen ist aber häufig eine Sportfähigkeit erst nach ca. einem Jahr gegeben.

Bei schwerwiegendem oder großflächigem Knorpelschaden ist häufig nur ein Gelenkersatz sinnvoll.