Riß des vorderen Kreuzbandes

Am häufigsten kommt es bei Sportunfällen zu Rissen des vorderen Kreuzbandes. Gerade in Sportarten, bei denen Drehbewegungen das Kniegelenk belasten, ist das Risiko erhöht. In den Ballsportarten Fußball, Handball und Basketball sowie im alpinen Skisport treten diese Verletzungen häufig auf. Das vordere Kreuzband dient der Stabilität des Kniegelenkes. Kommt es zu einem Riß, kann eine Instabilität resultieren, die langfristig eine Gefahr für das Kniegelenk darstellt. Je instabiler ein Kniegelenk ist, desto höher ist das Risiko, einen Meniskusschaden und/oder einen Knorpelschaden zu entwickeln und in letzter Konsequenz eine Arthrose des Gelenkes zu verursachen.

Diagnostiziert wird eine Instabilität durch eine klinische Untersuchung des Kniegelenkes, bei der neben der Beurteilung der Bandstabilität auch Beweglichkeit und Veränderungen an den anderen Gelenkstrukturen (Innen- und Außenmeniskus, Kniescheibe, evtl. Knorpelschäden) festgehalten werden. Eine zusätzliche kernspintomographische Untersuchung ist hilfreich, insbesondere Knorpelschäden zu beurteilen, die einen Einfluß auf die Therapie haben können.

Kann ein Riß des vorderen Kreuzbandes auch konservativ behandelt werden?

Die Entscheidung, ob ein Riß des vorderen Kreuzbandes konservativ oder operativ behandelt werden soll, richtet sich nach verschiedenen Kriterien und wird bei uns mit Ihnen im persönlichen Gespräch geklärt. Handelt es sich um eine Rißbildung, die zu keiner erheblichen Instabilität geführt hat und sind die übrigen Kniegelenkstrukturen nicht beteiligt, kann eine konservative Behandlung mit krankengymnastischer Übungsbehandlung und evtl. einer Schienenanlage zu einer guten Ausheilung führen. Je ausgeprägter die Instabilität ist, je höher der Funktionsanspruch des Patienten ist und je mehr Strukturen im Kniegelenk mitverletzt sind, desto eher wird zu einer operativen Stabilisierung geraten. Auch die subjektiv empfundene Instabilität ist ein wesentliches Entscheidungskriterium.

Wie wird die Operation durchgeführt?

Da das gerissene vordere Kreuzband keine gute Heilungspotenz hat, wird in den meisten Fällen eine körpereigene Sehne aus der Kniegelenkregion als Kreuzbandersatz zur Stabilisierung verwendet. Moderne Techniken erlauben es, möglichst viel eigenes Kreuzbandgewebe zu erhalten und somit eine möglichst gute Funktion zu erzielen. Die Operation wird arthroskopisch durchgeführt und dauert 45 bis 60 Minuten. Auch die mitverletzten Strukturen wie Meniskus- oder Knorpelschäden können auf diese Weise versorgt werden. Eine ausführliche Aufklärung über die Operationsschritte und die entsprechenden Risiken erfolgt wenige Tage vor dem Eingriff. Die Operation wird kurzstationär durchgeführt und am Tag nach der Operation wird mit ersten physiotherapeutischen Behandlungen begonnen.

Minimalinvasive Entnahme Semitendinosussehne
zum Kreuzbandersatz (links); Doppelbündelversorgung (rechts)

Wie geht es weiter?

Mit Entlassungsunterlagen (Operationsbericht und Nachbehandlungsprotokoll) und Rezepten ausgestattet erfolgt die weitere Behandlung ambulant über den Hausarzt und den niedergelassenen Orthopäden. In den ersten vier Wochen sollte das operierte Kniegelenk nur teilbelastet werden und durch 2-3 mal wöchentlich durchgeführte Krankengymnastik (zur Mobilisierung) und manuelle Lymphdrainage (zur Abschwellung des Gelenkes) behandelt werden. Nach 14 Tagen wird üblicherweise das Nahtmaterial entfernt. Vier Wochen nach operativem Eingriff sollte eine Kontrollvorstellung bei uns erfolgen, um festlegen zu können , ob das Gelenk voll belastet werden kann, d.h. die Unterarmgehstützen allmählich abgelegt werden können. Meist ist das möglich und auch eine Freigabe des Bewegungsumfangs erfolgt. Da sich häufig die Muskulatur des operierten Beines deutlich zurückgebildet hat, erfolgt nun der physiotherapeutisch kontrollierte Muskelaufbau. Radfahren ist möglich, wenn das Kniegelenk mehr als 110 Grad gebeugt werden kann, Kraft- und Koordinationstraining beginnt in der 4. oder 5. Woche nach Operation.  Je nachdem welche Sportart wieder ausgeübt werden soll, kann eine volle Sportfähigkeit erst nach 9-12 Monaten erzielt werden. Erst wenn die Muskulatur nahezu seitengleich ausgebildet ist, können Sportarten wie Fußball, Handball, Basketball, oder auch alpiner Skilauf wieder ausgeübt werden.