Gelenkersatz oder Teilgelenkersatz am Kniegelenk

In der Bewertung von Verschleißveränderungen am Kniegelenk spielen das Ausmaß (Tiefe und Ausdehnung des Verschleißes) und die räumliche Verteilung (Innenseite, Außenseite, Kniescheibe oder eine Kombination dieser Regionen) am Kniegelenk eine entscheidende Rolle. Findet sich nur auf der Innen- oder Außenseite ein fortgeschrittener Knorpelschaden, ist in vielen Fällen ein Teilgelenkersatz (unikondyläre Endoprothese, Schlittenprothese, Abb. 1) möglich. Sind mehrere Regionen betroffen , ist häufig der Totalgelenkersatz (heutzutage als sog. Oberflächenersatz, Abb. 2) notwendig. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass das funktionelle Ergebnis beim Teilersatz des Kniegelenkes etwas besser ist, die Haltbarkeit sich aber nicht wesentlich unterscheidet (mehr als 90 % der Endoprothesen sind nach 10 Jahren noch intakt). Ob ein Teilgelenkersatz möglich ist, wird nach verschiedenen Kriterien entschieden. Neben Ausmaß und Lokalisation des Knorpeldefektes (bei flächenhaften Schädigungen spricht man von Arthrose) spielen die Beweglichkeit und Stabilität des Gelenkes sowie die Achsverhältnisse des Beines eine entscheidende Rolle. Im Rahmen einer ambulanten Vorstellung in unseren Praxisräumen werden anhand der Bildgebung (Röntgenaufnahmen, evtl. MRT Aufnahmen) und des klinischen Befundes bei der körperlichen Untersuchung auch funktionelle Kriterien erfasst und Ihnen ein Therapievorschlag unterbreitet.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Gelenk- oder Teilgelenkersatz?

Hier spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Entscheidend ist die Einschränkung der Lebensqualität durch das betroffene Gelenk – und das können Sie als Patient selbst am besten beurteilen. Führen konservative Therapiemaßnahmen (Medikamente, Injektionen, Physiotherapie, physikalische Behandlung, Hilfsmittel) zu keiner wesentlichen Reduktion der Beschwerden (Schmerzen beim Gehen und Aufstehen, regelmäßige Schwellungen, Bewegungseinschränkungen, deutliche Einschränkung körperlicher und sportlicher Aktivitäten), ist bei Vorliegen der objektivierbaren klinischen und bildgebenden Befunde häufig der Zeitpunkt gekommen, über einen Gelenkersatz nachzudenken. Die medizinischen Kriterien für den richtigen Zeitpunkt besprechen wir anhand der oben aufgeführten ärztlichen Bewertung des Funktionszustands des betroffenen Gelenkes mit Ihnen. Haben Sie sich für eine operative Lösung entschieden, bereiten unsere Damen in der OP- Koordination die nächsten Schritte mit Ihnen vor.

Schlittenprothese
Abb. 1: mediale Schlittenprothese (links), seitliche Schlittenprothese (rechts)
Oberflächenersatz
Abb. 2: Oberflächenersatz (links), seitlicher Oberflächenersatz (rechts)

Was passiert während des stationären Aufenthaltes?

Nach der sog. Prämedikation (Festlegen der Narkoseform) und Aufklärung über den operativen Eingriff meist wenige Tage vor dem Operationstermin mit Abklärung von Risikofaktoren oder vorbestehenden Erkrankungen erfolgt die Aufnahme in die Klinik entweder am Vortag oder früh morgens am Operationstag. Nach Vorbereitung durch das Pflegepersonal werden Sie in den Operationsbereich gebracht. Die Narkose wird durch das Personal der Anästhesieabteilung eingeleitet und der operative Eingriff durch den von Ihnen gewählten Operateur durchgeführt. Die Operation dauert normalerweise 60 – 90 Minuten. Nach Beendigung der Narkose kommen Sie in den Aufwachraum und werden dort intensiv überwacht. Wenige Stunden nach Operationsende werden Sie auf die Station gebracht und am Nachmittag ein erster Mobilisationsversuch unternommen. In den folgenden Tagen werden Sie durch das Pflegepersonal intensiv betreut und erhalten täglich Krankengymnastik und manuelle Lymphdrainage (auch an den Wochenendtagen in der ATOS Klinik). Sie lernen zunächst am Gehbock, dann an Unterarmgehstützen auf Stationseben zu gehen, nach 2-3 Tagen auch bereits Treppen auf und ab zu gehen. Grundsätzlich sind die implantierten Kunstgelenke voll belastbar, d.h. die Gehstützen werden im wesentlichen dazu eingesetzt, Sie koordinativ beim Laufen zu unterstützen. Je nach persönlicher Situation empfehlen wir nach einem 5-7 tägigen stationären Aufenthalt bei uns eine Rehabilitationsmaßnahme für die nächsten Wochen. Hier sind wir Ihnen beim Festlegen der Ortswahl und der Art der Rehabilitation (ambulant oder stationär) gerne behilflich. Zur Entlassung erhalten Sie Behandlungsunterlagen mit den detaillierten Maßnahmen für die Weiterbehandlung.

Wie geht es danach weiter?

Eine Vorstellung beim Operateur erfolgt meist 6 Wochen nach dem Eingriff, um gegebenenfalls noch vorhandene Einschränkungen zu beurteilen und Empfehlungen für die Weiterbehandlung auszusprechen. Weitere Kontrollen sind 6 und 12 Monate nach dem Eingriff vorgesehen. In der Zwischenzeit erfolgt die Betreuung meist über den Hausarzt oder den niedergelassenen orthopädischen Kollegen.

Kann ich mit einem Teil- oder Totalgelenkersatz am Kniegelenk Sport treiben?

Grundsätzlich kann mit einem Teil- oder Totalgelenkersatz auch wieder Sport getrieben werden. Die individuellen Möglichkeiten werden mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch diskutiert. Fahrradfahren ist meist bei einer Beugefähigkeit von 110 Grad nach 4-6 Wochen wieder möglich. Gymnastik, Krafttraining und Walken ist auch häufig bereits schon in der Endphase der Rehabilitationsmaßnahme möglich. Sportarten, die das Kniegelenk mehr belasten wie zum Beispiel Tennis oder alpines Skilaufen, sollten erst dann ausgeübt werden, wenn die Funktion des Gelenkes wieder nahezu 100 prozentig hergestellt ist und insbesondere die Muskulatur wieder voll auftrainiert ist. Meist dauert dies mindestens 6 , manchmal auch 12 Monate. Golfspielen ist als „kurzes“ Spiel nach ca. 3 Monaten wieder möglich, detaillierte Maßnahmen erörtern wir mit Ihnen in einem Gespräch.